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Was tun, wenn Belastungen zu groß werden?

Tamara Felbinger ist Sozialarbeiterin, Sexualpädagogin, Supervisorin und Mental Load Beraterin. In ihrer Praxis in der HausWirtschaft arbeitet sie mit Frauen* zu allen Themen rund um Frauengesundheit. Wir haben mit ihr über den Umgang mit überfordernden Belastungen gesprochen und sie um Tipps gebeten.

Du arbeitest als unter anderem als Mental Load-Beraterin. Kannst du das kurz erklären?
Mit „Mental Load“ ist die Last der unsichtbaren Aufgaben im „Unternehmen Familie“ gemeint, die auf den Schultern einer Person lastet, meist sind es Frauen. Es geht dabei nicht nur um das Erledigen von notwendigen Tätigkeiten, sondern vor allem auch um mentale Belastung – an alles denken, planen, organisieren, delegieren. Der Begriff Burnout hat in der Erwerbsarbeit bereits einen großen Stellenwert und gesundheitspolitische Relevanz. Hingegen wird oft vergessen, dass ein großer Teil psychischer und physischer Beschwerden von besonders Frauen durch eine hohe mentale Last in der unbezahlten Care Arbeit entsteht.

Deine Beratungen richten sich also an Frauen?
Meine Mental Load Beratungen richten sich in erster Linie an Frauen, aber auch an und Paare. Es ist eine sehr handlungsorientiere Beratungsmethode, die akut und langfristig Entlastung bringen soll und Trennungen vorbeugen kann. Das Konzept ist im Beratungskontext ist noch sehr neu und eignet sich vor allem für Personen mit Care Arbeitsverpflichtungen in Paarbeziehungen. In der Praxis zeigt sich das mehrheitlich Frauen vom Mental Load betroffen sind und durch diese Belastung ein erhöhtes Risiko haben, an Burnout oder Depressionen zu erkranken.

Wie äußert sich mentale Überlastung und was lässt sich dagegen tun?
Symptome von Überlastung sind häufig Herzrasen, Gedankenkreisen und Schlafprobleme trotz ständiger Müdigkeit. Dann braucht es schnelle Entlastung. Da können recht einfache Tools hilfreich sein:

  • Umdenken! CARE ARBEIT IST ARBEIT. Mit Kindern hat frau zu Hause niemals richtig frei. Der Gedanke, dass auch die Betreuung der Kinder und die Organisation des Alltags Arbeit ist, kann psychosozial sehr entlastend sein.Mein Tipp: Schreib alle Tätigkeiten der Lohn- aber auch der Care Arbeit im Laufe eines Tages mit und du wirst sehen, dass du einige unbezahlte Überstunden leistest.
  • Listen erstellen! Der Kopf kann loslassen, wenn wir Gedanken zu Papier bringen. Das schafft schnell Ordnung und stoppt das Gedankenkreisen. Listen anlegen und alle anstehenden Aufgaben aufschreiben und einteilen.
  • Pausen bewusst im Kalender einplanen! Pausen sind für unsere psychische und körperliche Gesundheit unerlässlich und sollten bewusster und aktiver Teil unseres Alltags werden dürfen!

Was machst du selbst, wenn es dir so geht?
Wichtig ist die Überlastung erstmal wahrzunehmen und benennen zu können. Ich versuche mit meinem Partner in Kommunikation zu gehen und bewusst mein Netzwerk zur Unterstützung zu aktivieren. Langfristig war meine wichtigste Veränderung den angelernten Perfektionismus loszulassen und zu versuchen, mich nicht mehr zu vergleichen. Den Geburtstagskuchen kaufen, nicht selbst backen, lieber mal auf dem Sofa liegen und nicht den Boden saugen, das Kind netflixen lassen, anstatt am Spielplatz zu frieren, im Yoga sein, anstatt Wäsche machen,… die Liste lässt sich endlos fortführen 😊! Solche tiefsitzenden Glaubenssätze loszulassen kann sehr schwer sein. Beratung und Therapie im Einzel- oder Paarsetting können hier ganz besonders gut helfen.


Tamara Felbinger bietet neben Einzel- und Paarberatungen auch Workshops und Kurse zu dem Thema an. Der nächste findet am 27.1.2023 von 10:00 – 14:00 statt. Info und Anmeldung:
https://www.tamara-felbinger.at/kurseworkshops/mentalload2023