In seinem Film „Fabuela“, der am 18.11. im NordbahnSaal gezeigt wird, nimmt uns Regisseur Bernhard Hochenauer mit auf eine Reise in die faszinierende Welt des Figurentheaters. Im Zentrum des filmischen Portraits steht das Paar Emanuela Semlitsch und Fabricio Ferrari, das mit seinem Projekt „Die Kurbel“ nicht nur die Wiener Kulturszene bereichert, sondern auch persönliche Geschichten voller Leidenschaft und Kreativität erzählt. Von ihren Anfängen in Südamerika, wo sie gemeinsam Puppentheater im öffentlichen Raum performten, bis zu ihrem Leben in Wien, zeigt Fabuela die Höhen und Tiefen ihres Alltags als Künstler:innen und Eltern.
Die HausWirtschaft: Bernhard, was hat dich dazu inspiriert, ein filmisches Portrait über „Die Kurbel“ zu drehen? Gab es Momente während der Dreharbeiten, die dich besonders berührt haben?
Bernhard Hochenauer: Ich arbeite im Postproduktionsbereich (Animation, color grading, visuelle Effekte und digitale Filmrestaurierung) in erster Linie für andere Personen und Projekte und wollte mal was Eigenes machen. Ursprünglich war ein kurzes, fünf bis zehnminütiges Portrait geplant, es sind dann aber immer wieder spannende Dinge passiert. Im Endeffekt hab ich Emanuela und Fabricio mehrere Jahre begleitet und war mit ihnen auch in Uruguay, bei Fabricios Familie.
Es gab viele berührende Momente, nicht alle davon haben es aus dramaturgischen Gründen in den Film geschafft, aber es war ein wunderschönes Erlebnis in ihre Lebenswelt und Familien eintauchen zu können und einen Teil davon auf die Leinwand bringen zu können.
Die HausWirtschaft: Emanuela und Fabricio, ihr beide habt euch in Südamerika kennengelernt und dort gemeinsam Puppentheater im öffentlichen Raum realisiert. Wie war es für euch, diese Art von Theater hier in Österreich zu etablieren?
Emanuela und Fabricio: Wir haben sowohl in Südamerika als auch hier in Österreich immer wieder viel Wertschätzung dafür bekommen, dass wir unser Theater in den öffentlich Raum bringen und damit vielen Menschen zugänglich machen. In Südamerika ist die Tradition des Straßentheaters und anderer Kunstaufführungen im öffentlichen Raum aber wesentlich ausgeprägter. Es finden mehr spontane Aufführungen, unter anderem mit Hutgeld statt. In Österreich hingegen findet Straßentheater in eher organisierter Form statt. Das ist dann verbunden mit dem Einholen von Genehmigungen, Einreichen von Förderanträgen, Bewerbung der Veranstaltung etc.
Die HausWirtschaft: Wie habt ihr euch gefühlt, als ihr den fertigen Film zum ersten Mal gesehen habt? Was ging in euch vor, eure eigene Geschichte aus dieser Perspektive zu erleben?
Emanuela und Fabricio: Der Film hat uns sehr berührt, wir empfinden ihn als besonderes Geschenk. Was wir im Film sehen, wurde vor rund zehn Jahren gefilmt. Daher ist es eine wunderbare Erinnerung an eine Phase unseres Lebens und unserer Tätigkeit mit dem Figurentheater. Wir haben uns natürlich sowohl auf persönlicher als auch auf professioneller Ebene weiterentwickelt und würden heute vielleicht so manches anders sehen oder ausdrücken. So wird aber genau diese Entwicklung für uns greifbar.
Die HausWirtschaft: Bernhard, auf welche kommenden Projekte von dir können wir uns freuen?
Bernhard Hochenauer: Es gibt Überlegungen, den Film noch in Krems und Grein zu zeigen, in der Gegend, wo ich aufgewachsen bin. “Fabuela” soll für die Diagonale eingereicht werden und wegen einer Screening Platform bin ich noch am Überlegen.
Ich habe vor Kurzem das color grading für die Dokus “Die guten Jahre” und “(K)einen Ton sagen” abgeschlossen. Direkt nach dem Film mache ich erstmal eine längere Auszeit in Kolumbien. Für Anfang nächsten Jahres habe ich mich für ein Stipendium für KI beworben, wo ich eine audiovisuelle live Projektion mit Verwendung von KI Tools entwickeln würde.
Die HausWirtschaft: Wann und wo kann man „Die Kurbel“ das nächste Mal live erleben?
Emanuela und Fabricio:
- Von 22.-24.11. spielen wir „Ariadne und Theseus“ im MÖP – Mödlinger Figurentheater.
- Am So, 15.12. spielen wir „Miniaturen“ in unserem Atelier auf der Kleinen Stadt Farm im 22. Bezirk in Wien.
- Und am Do, 28.11. findet die Premiere von „Staub… a little mindblow“ des Theaterkollektivs „Spitzwegerich“ im Kabelwerk statt, wo Fabricio mit auf der Bühne steht.
Die HausWirtschaft: Vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns schon sehr auf den Film am 18.11. 2024 im NordbahnSaal!
Tipp: Kinoabend „Fabuela“, 18.11. 2024, 19:00 Uhr, NordbahnSaal